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Hermann Nitsch

1938 Wien
- lebt und arbeitet in Prinzendorf


In Wien wird Hermann Nitsch am 29. August 1938 geboren. Nitsch übernimmt, nach einer diplomierten Ausbildung an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien (1953-58) eine Stelle als Gebrauchsgrafiker am technischen Museum der Stadt. Der Künstler orientiert sich zunächst am Expressionismus, den er mit überwiegend religiösen Figurenszenen verbindet. Nach einer Zeit der Hinwendung Nitschs zur Literatur, kehrt der Künstler ab 1960 mit Werken, die dem Informel verpflichtet sind, zur Malerei zurück.
Im selben Jahr finden auch erste Malaktionen statt, die die Idee des "Orgien Mysterien Theaters" umzusetzen versuchen. Die Aktionen Nitschs, bei denen es um das intensive sinnliche Erleben verschiedenster Substanzen und Flüssigkeiten geht, werden in den folgenden Jahren immer provokativer. Der Künstler realisiert, nach Schrei- und Lärmaktionen als Abreaktionsspiele, Lammzerreißungen, die zu weiteren Aktionen mit Fleisch führen.
Ab 1963 führen seine Aktivitäten zu ständigen Konfrontationen mit den Behörden und mehrwöchigen Gefängnisaufenthalten, die den Künstler 1968 veranlassen, nach Deutschland zu übersiedeln.
Im Anschluss an große Erfolge des "Orgien Mysterien Theaters" Ende der 1960er Jahre in den USA und Deutschland führt Hermann Nitsch während des folgenden Jahrzehnts in vielen europäischen und nordamerikanischen Städten Aktionen durch.
Der Ankauf des niederösterreichischen Schlosses Prinzendorf aus dem Besitz der Kirche gelingt Nitsch 1971. Dort verwirklicht Hermann Nitsch im Zuge größer angelegter Aktionen auch seine Vorstellungen von der Musik zu seinem Theater. Während dieser Aktionen werden Lärmorchester, Schreichöre und elektronisch verstärkte Instrumente eingesetzt. Nitsch deutet das Leben als Passion, den Malprozess als verdichtetes Leben und damit als Inbegriff der Passion.
Durch seine an zentraler Stelle im Bild eingefügten Malhemden, die er während der Arbeit trägt, bleibt der Künstler selbst anwesend und animiert den Betrachter, sich mit dem Malvorgang zu identifizieren und mit ihm ins Bild einzutreten. Das Projekt "drei Tage Spiel" 1984 in Prinzendorf oder der Zyklus von Schüttbildern, die er 1987 in der Wiener Secession herstellen kann, sind Höhepunkte von Hermann Nitschs Projekten. 1998 verwirklicht der Künstler das Ideal von "6 Tage Spiel".
Immer häufiger wird seine Kunst seit den 1990er Jahren in Ausstellungen gezeigt. Sie werden häufig von Aktionen des Künstlers begleitet. Hermann Nitsch kann sich in einer veränderten politisch-gesellschaftlichen Situation als anerkannter Kunstschaffender immer besser etablieren.
Hermann Nitsch unterrichtet, nach Gastprofessuren an der Frankfurter Hochschule für bildende Kunst und an der Kunstakademie Hamburg, seit 1989 in Frankfurt am Main eine Klasse für Interdisziplinäre Kunst. 2004 übernimmt der Künstler eine Gastprofessur an der Universität Wien am Institut für Theaterwissenschaften.
2005 wird Hermann Nitsch von der Wiener Staatsoper mit der Ausstattung des Stücks "Le Renard" beauftragt. Der Künstler lebt und arbeitet auf seinem Schloss in Prinzendorf, Niederösterreich.


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